Bienen und Pestizide

Die Biene ist Leittier für ländliche Ökosysteme.

 

„45 Millionen Jahre lang haben Honigbienen alle natürlichen Herausforderungen erfolgreich bewältigt. Seit der Mensch Ökosysteme zerstört, geht es auch den Bienen schlecht. Insektenvernichtungsmittel wirken als Drogen auf ihr Gehirn, in ausgeräumten Landschaften finden sie keine Nahrung. Wer ein Bienenvolk sterben gesehen hat, wird unmittelbar begreifen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Anderenfalls könnte das Zeitalter des Anthropozäns für alle Lebewesen auf der Erde sehr problematisch werden.“

(aus Inspiration Bienen von Thoms Radetzki, Matthias Eckoldt S. 91)

 

 

 

Das Vusperkraut - Eine Initiative zum Klimawandel und für Artenvielfalt

Das Vusperkraut (Volksmund),

 

der Gemeine Ziest (Stachys annua recta)

 

Nur noch alte Bauern kennen das Vusperkraut (im Volksmund), es ist der Gemeine Ziest (Stachys annua recta). Eine unscheinbare kleine Pflanze, die mit dem Getreide mitwächst. Ist das Getreide abgeerntet, so entfaltet sich in kürzester Zeit dieser Bodendecker zu einem weißen Blütenteppich, der bis in den Herbst hinein blüht. Erst beim ersten Frost stirbt diese Pflanze. Die ausfallenden Samen bleiben im Boden und sind auch noch nach Jahren keimfähig. Es ist kein lästiges Wildkraut, sondern eine Pflanze, die nicht nur hilft, andere hochwuchernde Kräuter zu unterdrücken, sondern sie schafft einen idealen Lebensraum für Insekten.

 

Warum ist diese Pflanze in der Landwirtschaft für unsere Groß- und Urgroßväter so selbstverständlich nützlich gewesen? Weil sie durch evolutionären Prozess das erfüllt hat, was heute künstliche Untersaaten anstreben. Man versucht mit großem Aufwand mit der Aussaat von Getreide, Untersaaten (verschiedene Kleearten) auszubringen, um den Boden so schnell wie möglich mit Pflanzen abzudecken, um so den Humusaufbau zu fördern, bessere Bedingungen der Bodenflora und –fauna und einen Schutz gegen Auswaschung und Erosion durch Wind zu schaffen.

 

Das Vusperkraut, eine besonders gute Sommertracht lässt Bienenvölker für den kommenden Herbst und Winter gut entwickeln. Der Imker weiß, dass ab August langlebige Winterbienen entstehen, die bis in das folgende Frühjahr in den Bienenvölkern leben sollen. Je besser diese Winterbienen entwickelt sind, umso gesünder ist ein Volk. 

 

 Einmal vorhanden, würde dieser Lippenblütler immer wieder von selber kommen.   So würde ein wichtiger Lebensraum für Bienen, andere Bestäuber und unscheinbare Insekten geschaffen werden. Als Imker sind wir von der Landwirtschaft und diese ist von unseren Bienen abhängig.

 

In der konventionellen Landwirtschaft hat man durch permanenten Herbizideinsatz das Vusperkraut fast ausgerottet.

 

Pflanzen können über ihre Blattöffnungen Wasser „ausatmen“, sie haben einen enormen Kühlungseffekt auf ihre Umgebung. In gemäßigten Zonen gibt ein Quadratmeter Boden täglich durchschnittlich 3 Liter Wasser aus. Pflanzen können mit ihren Wurzeln Wasser speichern und schützen vor Erosion.

 

Die von der AMA vorgesehenen Begrünungsvarianten haben mit der „Anlage der Begrünungsflächen spätestens am 31. Juli zu erfolgen. Der Umbruch darf frühestens am 15. 10. vorgenommen werden.“ Dafür müssen die Felder nach der Getreideernte gegrubbert und besäht werden. Dabei entstehen neben den Kosten für Energie, Saatgut und Arbeitszeit auch eine Belastung für den Boden durch Verdichtung und Erosion durch Wind oder Starkregen. 

 

Würde man die mit Vusperkraut versehen Felder als Grünbrachen anerkennen, wäre vielen geholfen. Es gibt bereits Brachen für Trappen, warum nicht auch für Insekten und Bienen.

 

Die Vorteile zusammengefasst:

 

-   Es wäre kein Maschineneisatz, kein Saatgut und kein Energieaufwand notwendig 

 

-   Grüne Flächen haben im Jahresdurchschnitt eine um 2° C niedrigere Temperatur als braune und brache Ackerflächen.

 

-    Schutz vor Erosion durch Wind und Wasser.

 

 -  Schaffen von natürlichem Lebensraum für Insekten, Wild- und Honigbienen und anderen Tiere, wie Niederwild usw.

 

-    Positive Auswirkungen für Humusbildung. Die Böden werden regeneriert. Humus bindet CO2.

 

-   Vusperkulturen brauchen nicht abgehächselt werden, da sie nach dem ersten Frost mühelos eingeackert oder gegrubbert werden 

    können. Früher wurden sie mit dem Pferdepflug umgeackert.

 

-  Moralische Berücksichtigung für Pflanzen und Tiere um ihrer selbst willen.

 

-  Gedeiht besonders im Weinviertel, Marchfeld und Nördlichem Burgenland. (In Gebieten mit wenig Niederschlag) und praktisch auf

    allen Ackerböden.

 

-  Bessere Wertschöpfung für den Landwirt und den Imker.

 

 

Wird das Vusperkraut nicht chemisch bekämpft, kommt es immer wieder. Bis Ende der 1950-iger Jahre ließen Imker aus Tirol, der Steiermark und Kärnten per Eisenbahn ihre Bienenvölker in das Burgenland, Weinviertel und Marchfeld bringen, wo sie im Spätsommer noch eine ertragreiche Honigernte einbringen konnten. Die Bienenvölker bräuchten nicht für den Winter mit Zucker aufgefüttert werden.

 

Die derzeitigen späten Brachen mit einem unnatürlichen Blühangebot bis in den Dezember –insbesondere von Brassicaceae (Kreuzblütler)- sind für die Bienenvölker eher schädlich: Pollen von Brassicaceae ist oft mit Neonics belastet und tötet mit Sicherheit die Pestizid-angeschlagenen Völker vom Sommer im Spästherbst oder Winter. Wie schon erwähnt, verbrauchen sich die Bienen durch die starke Bruttätigkeit, sie arbeiten sich ab, werden kurzlebig und werden den folgenden Winter und den Frühling nicht überleben.